Mit der Rechtskraft des Bebauungsplans ist nun ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Green-Economy-Areals getan. Carolin Kountchev, Leiterin des Stadtplanungsamtes über Herausforderungen, Besonderheiten und die Perspektiven des außergewöhnlichen Projektes.
Frau Kountchev, wie stellt man einen Bebauungsplan für ein Green Economy Gebiet auf? Ist daran etwas anders als für klassische Gewerbegebiete?
Carolin Kountchev: Auf jeden Fall, es gibt völlig andere Anforderungen. Die potenziellen Unternehmen haben sich ja komplett der Nachhaltigkeit verschrieben. Das bedeutet auch andere Ansprüche der Arbeitnehmenden - dass es Angebote für Kinderbetreuung und Grünflächen gibt. Für die Verköstigung muss gesorgt sein und gleichzeitig auch für sportliche Aktivitäten. Und die gewünschte Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen muss bei allem auch im Blick bleiben.
War das eine Herausforderung?
Carolin Kountchev: Ja, im positiven Sinne – wir konnten im Green Economy Gebiet LUNEDELTA neue Wege gehen. Das ist stadtplanerisch eher eine Bereicherung und eine Freude. Das reicht von der Versorgung mit erneuerbaren Energien von Solar bis Windkraft über die ansprechende Gestaltung der Grünflächen bis zur Sportanlage für die Mittagspause. Hier ging es darum, einen Bebauungsplan zu entwickeln, der in besonderer Weise auch die Umsetzung mit in den Blick nimmt.
Das klingt außergewöhnlich. Wie lange haben Sie für die Planungen in der Qualität und Tiefe gebraucht?
Carolin Kountchev: Etwa vier ½ Jahre. Neben der Komplexität ist ein Grund dafür, dass das Green Economy Gewerbegebiet LUNEDELTA direkt an das Naturschutzgebiet Luneplate und das Natura 2000-Gebiet - EU-Vogelschutzgebiet - grenzt. Dort finden sich streng geschützte Arten und darauf musste selbstverständlich Rücksicht genommen werden.
Stichwort Green Economy: Was ist denn „grün“ am Gewerbegebiet LUNEDELTA?
Carolin Kountchev: „Grün“ ist der eingebundene Freiraum aus Grün- und Wasserflächen und gleichzeitig erstreckt sich „grün“ auf die Unternehmen. Wie wird produziert, wie kommen die Mitarbeiter zur Arbeit, wie werden Familien im Rahmen der Berufstätigkeit gefördert – es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der für Verantwortung gegenüber der Natur, der Umwelt und den Beschäftigten steht. Das zeichnet das LUNEDELTA aus.
Für welche Art von Firmen ist das LUNEDELTA zugeschnitten?
Carolin Kountchev: Für alle, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Dabei ist ein guter Mix vorgesehen. Im äußeren Bereich sind eher die großen Betriebe angesiedelt. Dann geht es über zu den mittleren und am Rand eher die Kleinbetriebe. Das können zum Beispiel auch Unternehmen aus der Kreative-Branche sein. Was für das LUNEDELTA auch positiv ist, sind die Synergie-Effekte. Durch die gemeinsame Nutzung von Freiflächen und Freizeit-Angeboten finden Firmen zusammen, können sich austauschen und zum gegenseitigen Nutzen vernetzen. Dazu gehört zum Beispiel auch das Car Sharing.
Wie flexibel ist die Bebauung bei individuellen Wünschen von Firmen?
Carolin Kountchev: Es gibt bestimmte Festsetzungen wie eine Mindestzahl von Vollgeschossen. Das steht in Zusammenhang mit der notwendigen Freifläche, den Gewässern und der Begrünung in dem Gebiet. Weil wir dort im klassischen Außenbereich sind, möchten wir, dass im Sinne der Green Economy sparsam mit Grund und Boden umgegangen wird und sich die Bebauung im LUNEDELTA hinsichtlich Höhe und Dichte in Richtung umgebende Natur abstuft und so ein harmonischer Übergang zum umgebenden Landschaftsraum entsteht.
Und was ist für Sie persönlich das Kernstück des LUNEDELTAs?
Carolin Kountchev: Ich finde das Gründerzentrum sehr spannend. Auch dort geht man neue Wege, um etwas Innovatives zu schaffen – durch den Mix aus Büros, Werkstätten, Kantine und Kinderbetreuung auf rund 5.500 Quadratmeter Fläche. Für mich ist es das Impulsprojekt, das auf die übrigen Bereiche positiv ausstrahlen wird und aktuell schon in Umsetzung ist. Das Green Economy Gewerbegebiet LUNEDELTA hat meiner Meinung nach in Deutschland eine Pionierfunktion. Es zeigt, wie verantwortungsvolles Wirtschaften und sensibler Umgang mit Freiraum in Einklang gebracht werden können.