An der Containerkaje liegt die 204 Meter lange „CMA CGM Mermaid“. Der Frachter wird für den Feederverkehr nach Skandinavien mit Containern beladen – und liegt erstaunlicherweise „im Paket“ an der Stromkaje. Neben der „Mermaid“ liegt die MS Kairos und bringt etwas, anstatt etwas mitzunehmen. Die MS Kairos ist ein LNG-Tankschiff und liefert dem Containerfrachter per HighTech-Schlauch das Flüssiggas als Treibstoff – erstmalig so geschehen im Sommer 2024.
„Diese Premieren konnten wir in 2024 gleich zweimal feiern“, sagt Matthias Koch, Sprecher der Hafengesellschaft bremenports. Zusätzlich zur „Mermaid“ wurde erstmals auch ein Autofrachter im Ship-to Ship-Verfahren im Kaiserhafen mit LNG betankt: die "Indianapolis“ von CMA CG.“ Die französische Reedereigruppe sei ein gutes Beispiel dafür, dass sich in diesem Bereich vieles tue und Bremerhaven durch die gegenseitige Kooperation verbunden. „CMA CG hat bereits mehrfach den bremenports Green Focus Award für das sauberste Schiff und die sauberste Flotte gewonnen. Sie setzen konsequent auf den Umbau ihrer Flotte hin zu klimaschonenderen Antrieben und laufen Bremerhaven regelmäßig an“, so Koch.
Wie wichtig dabei die Expertise und Routine der verschiedenen Tankverfahren ist, zeigt das Beispiel der Reederei Maersk. „Wir glauben, dass es zukünftig ein Mix aus verschiedenen grünen Brennstoffen sein wird und nicht die eine Lösung, die alle Reedereien einsetzen“, sagt Sprecher Rainer Horn. „Dafür sind die Mengen viel zu groß, die die gesamte Schifffahrt benötigen wird, um NetZero zu erreichen.“ Als möglichen Alternativ-Treibstoff sieht er Methanol als Flüssig-Energieträger, der aus Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt wird. Auch daran und damit wird in Bremerhaven schon gearbeitet.
Die „Uthörn“ wurde bereits testweise im Fischereihafen mit Methanol betankt. Der Neubau des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung wurde 2023 getauft und soll zukünftig auf Forschungsfahrt in die Nordsee gehen. Dass die „Uthörn“ bisher noch Probleme mit dem reibungslosen Betrieb der beiden umgerüsteten Dieselmotoren hat, zeigt den weiteren Entwicklungsbedarf bei alternativen Treibstoffen und Maschinen. Die mobile Anlage für die Betankung des gut 36 Meter langen Schiffes hat die Unabhängige Tanklogistik GmbH (UTG) aus Bremerhaven aufgebaut.
Die UTG betreibt unter anderem ein konventionelles Tanklager an der Columbuskaje nahe dem Containerterminal. Die Umrüstung oder den Aufbau eines neuen Tanklagers für Methanol kann das Unternehmen sich vorstellen. Es werde aber sicher noch ein paar Jahre dauern, bis Methanol in großen Mengen in Bremerhaven umgeschlagen werde. Der Aufbau der nötigen Infrastruktur sei zudem als Millioneninvestition von politischer Unterstützung abhängig. Aus Sicht von bremenports-Sprecher Matthias Koch steht die Diskussionstür dafür offen.
„Wenn die Anzahl der Schiffe mit alternativen Treibstoffen steigt oder sich die Antriebsarten diversifizieren um insgesamt klimafreundlicher zu werden, wird das sicher nicht an den Häfen scheitern. Es ist völlig klar, dass die bremischen Häfen auch das Bunkern neuer Energieträger anbieten, wenn es den entsprechenden Bedarf gibt“, sagt er. Die Art des Treibstoffes und die Bebunkerung der Schiffe hänge von der zukünftigen Entwicklung und Nachfrage ab.
Matthias Koch: „In Bremerhaven wird man selbstverständlich die Energieträger anbieten, die nachgefragt werden. Ob es dann für Ammoniak, Methanol, Wasserstoff oder welchen Energieträger auch immer jeweils eine eigene „Schiffstankstelle“ braucht, oder eben ein Tankschiff geordert wird, wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist: das Angebot muss letztlich stimmen und dem der übrigen Häfen entsprechen.“