Das Institut für Seewirtschaft und Logistik (ISL) arbeitet an Perspektiven, um durch den Einsatz klimaneutraler Treibstoffe und KI den CO2-Ausstoß in den Bremerhavener Häfen nachhaltig zu senken.
„Wir haben uns jetzt seit längerer Zeit mit dem Thema beschäftigt und sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir zukünftig nicht einen dieser Treibstoffe im Hafen sehen werden, sondern einen Mix“, sagt Nils Meyer-Larsen, Projektleiter Wasserstoff. „Van Carrier, also die Containertransport-Fahrzeuge im Hafen, sind zum Beispiel ein wichtiger Punkt. Zusammen mit den Terminalbetreibern haben wir hier nach Lösungen gesucht."
Dabei wurde überprüft, ob hohen Stelzenfahrzeuge zukünftig rein elektrisch oder direkt mit Wasserstoff angetrieben werden können. „Aktuell laufen die Van Carrier dieselelektrisch. Sie haben einen Verbrennungsmotor, der über einen Generator einen Elektromotor mit Energie versorgt“, erklärt Nils Meyer-Larsen. „Da könnte man sagen: Dieselmotor runter, Brennstoffzelle rauf und das Ganze mit Wasserstoff betreiben – fertig.“ Da Wasserstoff aber eine geringe Energiedichte hat, müssten so große Tanks auf das Fahrzeug, dass diese Lösung nicht machbar ist. Das betrifft auch die Menge von Akkus bei einer Elektrifizierung der Van Carrier und uneffektive Ladezeiten.
„Unser Vorschlag ist deshalb, die vorhandenen Van Carrier mit synthetischem Dieselkraftstoff klimaneutral zu betreiben“, so Meyer-Larsen. Der Treibstoff könne entweder angeliefert oder bestenfalls auf dem Betriebsgelände selbst hergestellt werden. „Damit würde man zusätzlich Transportwege sparen und eine Projektskizze zu Eigenproduktion von synthetischem Diesel im Hafen gibt es schon.“ Zudem sei Bremerhaven mit der bereits laufenden Testherstellung von synthetischem Methan und Methanol am Technologie Transfer Zentrum (ttz) sehr gut bei dem Thema aufgestellt.
Bis das soweit sei, könne die Optimierung von Fahrtrouten der Van Carrier auf den Terminals dazu genutzt werden, den CO2-Ausstoß im Hafenbetrieb zu senken. „Abhängig von den Schiffsankünften wird hier natürlich jetzt schon im Vorfeld geplant. Aber diesen menschlichen Planungsprozess durch Algorithmen und KI überprüfen zu lassen, wäre durchaus sinnvoll und zielführend“, so Meyer-Larsen. Als weiteren wichtigen Punkt in der CO2-Reduzierung sieht der Ingenieur die Hafenbahn.
„Es wird darüber nachgedacht, die Hafenbahn mit Loks zu betreiben, die rein auf Wasserstoffbasis mit Brennzelle laufen. Meines Wissens gibt es Überlegungen von Hafenwirtschaft, Hochschule und dem französischen Lokhersteller Alstom hier in Bremerhaven ein konkretes Projekt damit zu starten“ sagt Nils Meyer-Larsen. Welche klimaneutralen Treibstoffarten sich für welche Anwendung im Hafen etablieren, werde sich in den kommenden Jahren im Betrieb zeigen.
„Generell ist Bremerhaven da aber in den Häfen und im Umfeld auf einem sehr guten und beachtlichen Weg“, so sein Fazit. „Es ist erstaunlich, wie viele Projekte und kreative Ansätze es hier in der Region gibt und was auch schon alles mit Wasserstoff läuft. Wir haben hier beim ISL oft ausländische Delegationen zu Besuch, die sind maximal erstaunt.“